Der Autor Dr. Fritz Bohme konzentriert sich konsequent auf ein Werk aus dem umfangreichen Schaffen des Maler und Grafikers Prof. Walter Womacka ( 1925 – 2010 ), eines Künstlers, der die Kunstentwicklung der DDR entscheidend mitprägte. Seit nunmehr fünfzig Jahren ist die massenhafte Anerkennung seines Ölgemaldes „Am Strand“, 95X110 cm, 1962 vollendet, beim Publikum in der DDR, in Deutschland und auch international unübersehbar.
Es ist ein hohes Verdienst des Autors, dass nunmehr innerhalb der beachtlichen Literatur zur Bildenden Kunst der DDR eine reich bebilderte reprasentative Dokumentation mit 88 Seiten über die Geschichte der Rezeption dieses Gemäldes vorliegt. Diese Rezeptionsgeschichte wird vom Autor eingebettet sowohl in die DDR-Zeit als auch in die Zeit der staatlichen Eingliederung der DDR in die BRD. Die Rezeption des Gemäldes „Am Strand“ von Walter Womacka wird getragen von einer
begeisterten Resonanz des Publikums aus allen Bevölkerungsschichten. Sie hat dem Werk einen bedeutenden Rang in der modernen Kunstgeschichte zugewiesen. Die professionelle Kunstwissenschaft konnte sich, trotz aller Vorbehalte, dieser Massenwirksamkeit nicht entziehen und musste auf diese Resonanz des Publikums angemessen reagieren.
Dr. Fritz Bohme berücksichtigt beide Seiten und verdeutlicht überzeugend darüber hinaus auch die Wechselwirkung zwischen Kunstkritik und Publikumsresonanz. Es gelingt ihm durch ein reiches Faktenmaterial und klug ausgewahlte Abbildungen eine besondere Form der Kunstpublikation vorzulegen, die sowohl über eine Kunstliteratur mit kunstwissenschaftlichem Charakter ( Monografie, Kunstkatalog ) als auch über ideologisch thematisierte Kunstpropaganda (besonders Medien ) hinausgeht.
Der Autor gibt als langjahriger Partner und Freund des Künstlers mit seiner Publikation zu diesem Werk auch einen besonderen Einblick in das Leben von Walter Womacka. Das Gemälde wird bei aller Einzelbetrachtung mit der Gesamthaltung des Künstlers zur Kunst und zur Gesellschaft in Beziehung gesetzt. Die seit der V. Deutschen Kunstausstellung 1963 in Dresden ausgelosten massenhaften Begeisterung der Menschen für das Gemalde wird vom Autor mit überzeugenden historischen Dokumenten anschaulich belegt und auch aktuell betrachtet. Die Auffassungen der kunstkritischen Protagonisten, die in der medialen Öffentlichkeit dem Werk wohlgesinnt waren und weiterhin sind, werden dokumentiert.
Die ablehnenden Auffassungen sind in die Dokumentation unspektakulär und souverän einbezogen und schaffen einen Kontrast in der weiteren aktuellen Diskussion zur Anerkennung des Gemäldes und der DDR-Kunst darüber hinaus. Dazu dokumentiert der Autor (S. 36/37 ) einen Artikel im „Neuen Deutschland“ ( 29.11.1999 ) von Kristina Bauer-Volke: “ Womacka als Beleg für die Geschmacksverirrung der Ostdeutschen zu benutzen, ist unfair gegenüber dem Künstler und den Menschen … ich bin froh, dass man das Gemälde … betrachten und sich an vergangene Zeiten erinnern kann.“
Dr. Fritz Böhme
„Geschichte und Geschichten zum Bild von Walter Womacka ‚Am Strand'“
2012, Eigenverlag Böhme, PF 700544, 10325 Berlin | Preis: € 11,90
(Rezensent: Dr. Siegfried Wege | Kontakt: info@siegfried-wege.de)